Zur Suchleiste springen Zur Navigation springen Zum Inhalt springen

Glasfasermatten und -vliese: Vielseitige Faserverstärkungen für Laminat und Oberflächen

Glasfasermatten und -vliese sind die unkomplizierten Allrounder unter den Faserverstärkungen: leicht zuschneidbar, sehr gut drapierbar und ideal, um schnell Wandstärken aufzubauen oder Oberflächen zu veredeln. Sie eignen sich für Handlaminat, Formbau, Reparaturen und als Decklage für hochwertige Sichtflächen. Nachfolgend erhalten Sie eine praxisnahe Übersicht zu Typen, Bindern, Harzkompatibilität und Verarbeitung – in der Tiefe, die Sie für die Auswahl und den Einsatz benötigen.

Was zeichnet Glasfasermatten und Vliese aus?

  • Isotrope Verstärkung: Durch die zufällige Orientierung der Fasern entsteht annähernd gleichmäßige Festigkeit in alle Richtungen.
  • Hohe Drapierbarkeit: Legen sich an komplexe Radien und doppelt gekrümmte Formen an – auch in kleinen Zuschnitten gut handelbar.
  • Schneller Schichtaufbau: Mit wenigen Lagen werden zügig Wandstärke und Steifigkeit erreicht.
  • Oberflächenoptimierung: Glasvliese reduzieren Faserdruckstellen, Print-through und erleichtern die Lack- oder Gelcoat-Vorbereitung.

Glasfasermatten (CSM) – Varianten und Binder

Schnittfaser-Matten (Chopped Strand Mat, CSM):

  • Grammaturen typisch 300 bis 600 g/m?, erhältlich auch in leichten Lagen für Form- und Deckaufbauten.
  • Binderarten:
    • Emulsionsbinder: Entwickelt für Polyester- und Vinylesterharze. Der Binder weicht im styrolhaltigen System zuverlässig auf und ermöglicht zügiges Durchtränken.
    • Pulverbinder: Universeller Binder mit sehr guter Kompatibilität zu Epoxidharzen. Geringere Binderauflösung, dadurch kontrollierter Harzfluss und gute Faserbindung – auch bei styrolfreien Systemen.

Faserqualität und Eigenschaften im Laminat:

In der Regel werden E-Glasfasern verwendet, die eine solide Temperatur- und Medienbeständigkeit bieten und sich für den allgemeinen Laminataufbau eignen. Im Laminat ergibt sich ein vergleichsweise hoher Harzanteil und ein Faservolumenanteil von typischerweise 20–30 %. Das sorgt für gute Schlagzähigkeit und Kantenstabilität, vor allem in Kombination mit Geweben oder Gelegen.

Glasvliese (Surfacing Tissue)

Zweck und Nutzen:

  • Decklagen von ca. 30–50 g/m? für glatte, porenarme Oberflächen.
  • Reduzieren Abzeichnungen der darunterliegenden Verstärkung und minimieren Schleifaufwand vor dem Lackieren.
  • Bilden eine harzreiche Barriere, die Feuchtigkeit und Chemikalien fernhält und die Osmosebeständigkeit verbessert.

Faserqualität:

  • E-Glasvliese für allgemeine Anwendungen, kompatibel mit Epoxid, Polyester und Vinylester.
  • C-Glasvliese als Korrosionssperre, bevorzugt in chemisch belasteten Umgebungen oder bei Anlagenbau mit Polyester/Vinylester.

Verarbeitung:

  • Als erste Lage hinter dem Gelcoat oder als letzte Lage vor dem Finish.
  • Sehr schnell benetzbar; auf gleichmäßige Harzverteilung achten, um Poren und Trockenstellen zu vermeiden.

Harzkompatibilität und Auswahl

Epoxidharz:

Für Epoxidharz empfiehlt sich pulverbindergebundenes CSM für den strukturellen Aufbau und E-Glasvlies als Decklage. So gelingt eine saubere Benetzung und ein stabiler Laminierprozess, ohne dass eine styrolabhängige Binderauflösung nötig ist.

Polyester/Vinylester:

Bei Polyester- und Vinylesterharzen sind emulsionsgebundene CSM für schnelle Durchtränkung die erste Wahl. C-Glasvlies dient als chemische Barriere, E-Glasvlies sorgt für eine hochwertige Oberflächenqualität.

Infusion/RTM:

In Infusions- oder RTM-Verfahren ist CSM grundsätzlich verarbeitbar, erfordert aber eine gezielte Harzführung. Pulverbinder begünstigt einen kontrollierten Fluss, Emulsionsbinder benetzt schneller mit styrolhaltigen Harzen. Für einen definierten Harzfluss sind Kombinationen mit Gelegen/Geweben oder separaten Fließhilfen sinnvoll.

Typische Anwendungen

  • Formenbau: Erste Lagen hinter dem Gelcoat zur Reduktion von Print-through, anschließend CSM für Wandstärke und Steifigkeit.
  • Bootsbau und Fahrzeugbau: Schalen, Decks, Verkleidungen, Reparaturen und Kantenausbildung; C-Glasvlies als Osmose-/Korrosionssperre.
  • Reparatur und Nachlaminat: Auffüttern von Wandstärken, Angleichen von Übergängen, Ausrunden von Radien.
  • Oberflächenfinish: Glasvlies als letzte Lage vor Spachtel-/Lackaufbau für porenarme, homogene Sichtflächen.

Verarbeitungshinweise

Zuschnitt und Anlage:

  • Matten großzügig zuschneiden, Überlappung 3–5 cm versetzt in benachbarten Lagen.
  • Kanten nicht exakt auf Stoß legen, um Kerbwirkungen zu vermeiden.

Benetzung:

  • Harz gleichmäßig auftragen, Luft mit Laminierrollen (Stachel- oder Entlüftungsrollen) sorgfältig ausstreichen.
  • Trockenstellen und Harzseen vermeiden; bei Vliesen auf homogene Harzverteilung achten.

Harzbedarf:

  • CSM benötigt mehr Harz als Gewebe/Gelege. Je nach Grammatur und Binder sind höhere Harzanteile einzuplanen.
  • Vliese sind sehr dünn, hier entscheidet die gleichmäßige Benetzung über die Oberflächenqualität.

Schichtaufbau:

  • Hinter Gelcoat zuerst Glasvlies oder leichte CSM-Lage für Druckstellenreduktion, danach strukturelle Lagen.
  • In stark belasteten Bereichen CSM mit Geweben/Gelegen kombinieren, um Festigkeit und Faseranteil zu erhöhen.

Aushärtung und Nacharbeit:

  • Vollständige Aushärtung gemäß Harzsystem abwarten, bevor geschliffen oder weiter aufgebaut wird.
  • Vliese reduzieren Schleifaufwand; bei Sichtflächen feinkörnig schleifen und staubfrei weiterarbeiten.

Vorteile und Grenzen

Vorteile:

  • Kosteneffizient, einfach in der Verarbeitung, sehr gute Anpassung an komplexe Geometrien.
  • Rascher Schichtaufbau und zuverlässige Oberflächenqualität mit Vliesen.

Grenzen:

  • Mechanische Kennwerte unter Geweben/Gelegen, insbesondere in Zugrichtung.
  • Höherer Harzverbrauch, daher gezielt mit flächenorientierten Verstärkungen kombinieren, wenn maximale Steifigkeit gefordert ist.

Qualität und Lagerung

Lagern Sie Matten und Vliese trocken, staubfrei und vor UV-Strahlung geschützt. Temperaturschwankungen sollten vermieden werden, da Binder empfindlich reagieren können. Vor der Verarbeitung empfiehlt sich das Akklimatisieren, um Kondensat und Feuchteaufnahme zu verhindern. Beim Einsatz von Emulsionsbindern ist darauf zu achten, dass das Harzsystem ausreichend reaktiv ist und die Binderauflösung unterstützt.

Praxis-Tipps

Für Reparaturen empfiehlt sich der Aufbau aus mehreren dünnen CSM-Lagen, Übergänge sollten weich auslaufen. Die Decklage mit Glasvlies sorgt für ein sauberes Finish. Gegen Print-through empfiehlt sich: Erst Glasvlies, dann leichte CSM-Lage, danach strukturelle Verstärkungen – besonders bei Sichtteilen und Gelcoat-Oberflächen. CSM erhöht die lokale Schlagzähigkeit, Gewebe und Gelege verbessern Zug- und Biegebelastung. Für Dimensionsstabilität ist Epoxid mit Pulverbinder-CSM ideal, für schnelle Durchtränkung Polyester/Vinylester mit Emulsionsbinder-CSM.

Sicherheit und Nachhaltigkeit

Tragen Sie bei der Verarbeitung persönliche Schutzausrüstung wie Handschuhe, Schutzbrille und Staubmaske. Sorgen Sie für gute Belüftung, verwenden Sie emissionsarme Harze und entsorgen Sie Abfälle fachgerecht.

Mit der passenden Kombination aus Glasfasermatten und -vliesen erreichen Sie robuste, formgenaue Laminatstrukturen mit überzeugenden Oberflächen – effizient in der Verarbeitung und zuverlässig im Ergebnis. Für Ihre Anwendung beraten wir Sie gerne zur optimalen Grammatur, Binderwahl und Harzkompatibilität.

FAQ - Häufig gestellte Fragen zu Glasvlies

Welche Binder passen zu welchem Harz?

Emulsionsbinder sind ideal für Polyester- und Vinylesterharze – sie lösen sich schnell und benetzen die Fasern zügig. Pulverbinder sind besonders für Epoxidharze geeignet, da sie den Harzfluss steuern und eine saubere Faserbindung ermöglichen. Bei UP/VE funktionieren sie auch, benetzen aber langsamer.

Wann und welches Glasvlies sollte ich einsetzen?

Glasvlies wird als erste Lage hinter dem Gelcoat oder als letzte Lage vor dem Finish verwendet. E-Glasvlies sorgt für eine glatte Oberfläche, C-Glasvlies dient als chemische Barriere und schützt vor Osmose, besonders bei Polyester/Vinylester.

Ist CSM für Infusion/RTM geeignet?

CSM kann genutzt werden, hat aber einen höheren Flusswiderstand als Gelege/Gewebe. Am besten: Pulverbinder-CSM mit niedriger Grammatur, mehrere dünne Lagen, Fließhilfen und Kombination mit Gelegen/Geweben für besseren Harzfluss.

Welche Grammatur, Lagenzahl und wie viel Harz sind sinnvoll?

  • 300–450 g/m? für konturreiche Bereiche und Reparaturen; 450–600 g/m? für schnellen Wandstärkenaufbau.
  • Mehrere dünne Lagen statt einer sehr schweren – bessere Drapierbarkeit und geringere Kerbwirkung.
  • Harzbedarf grob 1,2–1,8-fach der Mattenmasse pro Lage (abhängig von Binder und Prozess); Ziel-Faservolumenanteil im Laminat typischerweise 20–30 %.

Wie vermeide ich Print-through und Oberflächenfehler?

Aufbau: zuerst Glasvlies, dann leichte CSM-Lage, danach Verstärkungen. Lagen überlappend, nicht auf Stoß legen. Gleichmäßig benetzen, gründlich entlüften, Trockenstellen und Harzseen vermeiden. Vor dem Finish komplett aushärten lassen und fein schleifen.